Freitag, 15. Juni 2012

Tåkern

Zur Zeit bin ich am Tåkern See in Östergötland, Schweden und mache ein 5 monatiges Praktikum bei "Tåkerns Fältstation". Ich habe damit Anfang April begonnen und bleibe hier bis Ende August. Während dieser Zeit helfe ich in der Feldstation bei den biologischen, ökologischen und naturschutzfachlichen Arbeiten rund um den See.
Renstadkanal - der Hauptzufluss
Der Tåkern ist ein ca. 44 km² großer Flachwassersee mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 70 cm. Bedingt durch diese geringe Wassertiefe, reagiert er sehr schnell auf Temperaturschwankungen der Luft. So kann die Wassertemperatur im Sommer  20°C und höhere Temperaturen erreichen, im Winter hingegen durchfriert der Wasserkörper an vielen Stellen für gewöhnlich komplett. Durch seine geringe Tiefe beherbergt er in weiten Teilen eine vielfältige und dichte Unterwasservegetation. Diese bietet Lebensraum und Schutz für eine ausgeprägte Wirbellosenfauna. Den Großteil machen dabei Insektenlarven aus. Aber auch Kleinkrebse, Egel und Schnecken bietet sie einen guten Lebensraum. Hervorzuheben ist dabei die Wasserassel (Asellus aquaticus), da zu ihrer Art unterschiedliche wissenschaftliche Studien am Tåkern und in anderen Seen der Umgebung, von der Universität Linköping betrieben werden. Basierend auf diesem Wirbellosenreichtum, ist der Tåkern auch ein sehr fischreiches Gewässer. Vielmehr bekannt ist der See aber für seine reiche Vogelfauna. In keinem anderen Gebiet Schwedens wurden so viele Vogelarten nachgewiesen (268 Arten, stand 2003), wie an diesem See. Charakterarten des Sees sind dabei Rohrweihe (Circus aeruginosus) und Rohrdommel (Botaurus stellaris). Beide Arten brüten mit ca. 45 Paaren rund um den See. Ausschlaggebend dafür sind die weit ausgedehnten Röhrichtbereiche, die im Westen des Sees bis zu 2 km breit sind. 
Blick auf den westlichen Schilfgürtel











Schilf im Südwesten






Der Tåkern ist eines der wenigen Gebiete Schwedens, in dem Rohrschwirl (Locustella luscinoides) und Bartmeise (Panurus biarmicus) vorkommen und brüten. Weitere Brutvögel in den Schilfgürteln sind Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus), Teichrohsänger (Acrocephalus scirpaceus), Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) und Wasserralle (Rallus aquaticus)
Wald am Südufer




In den Feuchtwiesen rund um den See brüten verschiedene Entenarten wie Stockente (Anas platyrhynchos), Schnatterente (Anas strepera), Löffelente (Anas clypeata) und Knäkente (Anas querquedula). Aber auch Wiesenlimikolen, wie Kiebitz (Vanellus vanellus), Rotschenkel (Tringa totanus) und Bekassiene (Galinago galinago) sind dort alljährlich als Brutvögel zu beobachten. Auf einigen Inseln im See, finden sich zur Brut Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus) und Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) ein. Auf schwimmenden Nestern brüten Haubentaucher (Podiceps cristatus), Rothalstaucher (Podiceps grisegena) und einige Paare der Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger). An den Wiesenrändern in kleinen Kieferbeständen ziehen Fischadler (Pandion haliaetus) und Baumfalke (Falco subbuteo) ihre Jungen groß. Und das sind nur einige Arten, die am Tåkern brüten.
Bankängen - Weide- und Feuchtwiese im Süden
Aufgrund dieses Artenreichtums, sowohl in Fauna als auch Flora, ist der Tåkern unter Naturschutz gestellt. Wie in schwedischen Naturschutzgebieten üblich (und anders als in deutschen), kann man sich im Gebiet jedoch frei bewegen und aufhalten. Nur während der Brutzeit von Anfang April bis Ende Juli, unterliegt das Gebiet einem Betretungsverbot und es bedarf einer Ausnahmegenehmigung. In dieser Zeit kann aber trotzdem je ein Besucherpfad im Süden und im Norden erkundet werden, der einen vorbei an Orchideen und anderen seltenen Pflanzen durch die Wiesen und das Schilf zu Vogelbeobachtungshütten und Türmen führt. Insgesamt gibt es vier Beobachtungstürme rund um den See, von denen man entweder auf die Feuchtwiesen, das Schilf oder den offenen See blicken kann.
Mit ein wenig Glück kann man von dort auch eines der rund 20 Kranichpaare mit seinen Jungen beobachten.

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